
Prolog
Mitte Juni 2024 hatte ich meine erste Reise nach Island unternommen – und ehrlich gesagt: Nach der Rückkehr konnte ich an nichts anderes mehr denken, als möglichst bald wieder dorthin zu fahren. Die Mischung aus Naturgewalt, Aufregung und körperlicher Herausforderung hatte etwas in mir angestoßen, das geblieben ist.
Damals ging es los in Reykjavík, ins Hochland von Landmannalaugar nach Þorsmörk über den Fimmvörðuháls nach Skógar. Es war eine Begegnung mit Wasser, Wind, Regen, Schneefeldern und Lavawüsten. Wir haben Flüsse und Berge überquert und dabei fast 100 Kilometer Strecke gemacht. Für mich war es eines der intensivsten Natur-Erlebnisse, die ich je hatte.
Ich hatte damals am Flughafen in Keflavik einen Island-Bildband gesehen, den ich mir zuhause bestellte…
Anfang 2025 wurde der Flug gebucht und ich war wieder im Fieber. Dieses Mal allerdings wollte ich die Insel im Auto entlang der Ringstraße erkunden.
Einige Wochen vor der Reise hatte sich in meinem Leben einiges verändert. Ich hatte mich…
…von meiner Partnerin getrennt, da es für mich keine gemeinsame Richtung mehr zu geben schien und ich der Ansicht war und bin, dass wir nur dieses eine Leben haben. Diese Entscheidung hatte ich bewusst getroffen – jedoch musste alles, was danach kam, sich neu sortieren.
Plötzlich war ich „alleinerziehender Hundepapa“. Enno war fortan überall dabei – das brachte sowohl auf privater als auch auf beruflicher Ebene organisatorische und kräftemäßige Herausforderungen mit sich.
Mit der Zeit zeigte sich jedoch:
Es gibt für alles Lösungen. 🙂
Die Tochter meines besten Freundes half in der ersten Zeit bei der Betreuung, auf der Arbeit war das Verständnis groß, und es stellte sich schnell ein stabiler Rhythmus ein. Enno gewöhnte sich problemlos daran, stundenweise allein zu Hause zu bleiben. Für die Zeit meiner Reise hatte ich ihn schließlich in einer Hundepension untergebracht – wenn auch schweren Herzens. Das brachte mehr Emotion mit sich, als ich gedacht hätte, und das Getrenntsein von ihm begleitete mich.
Erstaunlich eigentlich, weil ich nie gedacht hätte, dass ich so sehr an einem Tier hängen würde. Vermutlich wäre es anders gewesen, wenn meine Ex-Partnerin sich in der Zeit meines Urlaubs um ihn gekümmert hätte.
Der Start in die Reise verlief holprig. Die erste Nacht ohne Enno in der Wohnung war ungewohnt – und alles andere als erholsam. Es war still, leer, irgendwie nicht richtig. Direkt am Morgen musste ich mich mit der Umbuchung meines Mietwagens befassen, weil die Wetterlage für die ersten Tage alles andere als stabil wirkte. Die Infos dazu hatte ich mir – wie empfohlen – auf den einschlägigen Seiten vedur.is, road.is und safetravel.is besorgt. Statt des ursprünglich gebuchten Kleinwagens entschied ich mich kurzfristig für einen Dacia Duster. Allradantrieb und etwas mehr Gewicht sollten zumindest ein besseres Fahrgefühl vermitteln – nicht, weil ich damit mehr riskieren wollte, sondern weil ein solides Fahrzeug in Island schlicht beruhigt. Auch diesmal war klar: Wetter ging vor Strecke. Im Zweifel fährt man besser nicht.
Die Aussichten bestätigten das:
Für den kommenden Tag war eine gelbe Wetterwarnung wegen Wind ausgegeben worden, und auch der Dienstag sah alles andere als einladend aus. Ich war also mental schon im Umplan-Modus, bevor ich überhaupt ins Flugzeug gestiegen war.
Abenteuer garantiert…
Mit dem Aufbruch ließ ich mir Zeit. Ich hatte keinen festen Zeitplan, und vielleicht war es auch einfach gut, den Tag ruhig anzugehen. Mein Gepäck – wieder einmal viel zu viel – verstaute ich in Packsäcken. Die Routine erinnerte stark an das Vorjahr, inklusive der Erkenntnis, dass ich erneut rund 20 Prozent des Mitgenommenen wahrscheinlich nicht brauchen würde. Nächstes Mal, das war schon jetzt klar, würde ich vermutlich einfach einen Trolley nehmen. Der Rucksack war so schwer, dass ich ihn kaum tragen konnte :=)
Ich rief mir ein Taxi und fuhr zum Bahnhof. Mit dem RE11 ging es dann Richtung Düsseldorf. Am Flughafen hatte ich noch Zeit für ein spätes Essen und bestellte bei „The Burger Federation“ ein Barbecue-Menü – 20 Euro für eine überschaubare Portion Fastfood. Eine ziemliche Unverschämtheit, wenn man ehrlich ist.



Der Flug startete pünktlich um 21:40 Uhr. Ich saß in der letzten Reihe am Fenster und hatte die ganze Reihe für mich allein. Ein kleines Kissen hatte ich zwar dabei, aber an Schlaf war nicht zu denken. Ich war zu wach – und zu müde zugleich. Zu dem Zeitpunkt war ich bereits seit über 16 Stunden auf den Beinen.





Nach der Landung in Keflavík dann ein Moment, der sich einprägte. Auf dem Weg zur Gepäckausgabe leuchtete an einer Wand der Schriftzug…
VELKOMIN HEIM 🇮🇸
Ich hatte die Worte vor der Reise bereits in einem Social-Media-Post gesehen und freute mich über die nette Begrüßung. 🙂

Nach meiner Ankunft am Flughafen wartete ich auf die Abholung durch Lotus Car Rentals. Die entsprechende Mitarbeiterin war erfreulicherweise schon eher vor Ort, weil sie auch andere Fluggäste abholte. Ich nannte meinen Namen, sie freute sich und sagte, sie würde bereits auf mich warten. Das war super, so konnte ich doch schneller in Richtung Reykjavík aufbrechen. Ich nahm also zunächst den Mietwagen entgegen und ließ mir das WLAN-Modul erklären, welches ich im Wagen für mobiles Internet nutzen konnte. Außerdem wurde mir erklärt, dass ich mit dem Chip billiger tanken könne (da das Tanken für sich genommen schon aufregend genug war, nutzte ich diesen nicht).
Ich machte mich in der Dauerdämmerung auf den Weg. Meine erste Erfahrung mit dem Autofahren in Island.
Gut eine Stunde später kam ich in Reykjavik in der Unterkunft von Khusrav an. Diese war einfach gehalten. Ein Zimmer, ein Bett, Licht und eine Steckdose, wo ich mein Handy aufladen konnte. Mehr brauchte ich an dem Abend oder beziehungsweise an dem Morgen auch nicht, denn ich war todmüde. Nach ein paar Stunden Schlaf wachte ich auf und ging duschen, um dann umgehend in den Tag zu starten.
Erstens kommt es anders…
Ich machte mich auf den Weg zum Supermarkt, um ein paar Kleinigkeiten zu besorgen.
Drei Bananen, eine Zimtschnecke aus der SB-Abteilung und einen Cappuccino aus dem Automaten. Danach fuhr ich weiter.
Da mir Khusrav davon abgeraten hatte, in Richtung Þingvellir zu fahren, ergab sich hier schon die erste Planänderung, und ich fuhr in den Süden, wo ich für die Nacht eine Unterkunft im mir bereits bekannten Hrútafell Guesthouse gebucht hatte.
Hier konnte ich gewissermaßen das Pferd von hinten aufzäumen und an das Ende meiner letztjährigen Stippvisite anknüpfen. Damals kamen wir aus dem Hochland unten in Skógar an – jetzt näherte ich mich aus der anderen Richtung.
Selfoss




Ich kaufte im Krónan in Selfoss ein, sah unterwegs einen zum Café umgebauten amerikanischen Schulbus (ich machte nur ein Foto) und erfreute mich an der vertrauten Landschaft, die ich letztens Jahr schon im Vorbeifahren aus dem Bus heraus zurück nach Reykjavik gesehen hatte.
Seljalandsfoss & Gljúfrabúi

Ich besuchte den Seljalandsfoss sowie den Gljúfrabúi, versank dort mit einem Schuh im Wasser, informierte mich aus einer anderen, nicht weniger eindrucksvollen Perspektive quasi im Freilichtmuseum über den Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 und ließ mich von Sandy im Hrútafell Guesthouse, wo ich bereits letztes Jahr im gleichen Zimmer übernachtet hatte, davon überzeugen, am nächsten Tag nicht weiterzufahren (Grund dafür siehe Bild weiter unten).





















Die Wetterwarnungen des meteorologischen Dienstes, die ich schon vor meiner Abreise studiert hatte, hatten sich am nächsten Tag in Form starker Windböen manifestiert, die einen glatt von der Straße fegen konnten.

Ich beschloss, bis zum nächsten Mittag erstmal hierzubleiben. Sandy übte ebenfalls einen gewissen Druck aus, wenn sie sich danach erkundigte, ob sie mir das Zimmer frei halten solle.
All das hatte in mir Zweifel ausgelöst, ob ich die Reise überhaupt so wie geplant fortführen sollte bzw. konnte. Jeden Tag 300 Kilometer oder mehr vor der Brust – ich hatte das Gefühl, dass ich das im Moment einfach nicht schaffe.
Auch wenn meine Reaktion mir überzogen vorkam, mich ein wenig traurig machte, sich wie Kapitulation anfühlte und zudem mit finanziellen Verlusten sowie zusätzlichen Kosten einherging, hatte ich aufgrund dieser Umstände beschlossen, die Reise nicht wie geplant fortzusetzen, sondern mir am nächsten Tag (so Gott wollte) noch Reynisfjara Beach und Vík anzusehen und mir dann eine Unterkunft in Reykjavík zu suchen. :/
Mir ging’s zu dem Zeitpunkt nicht gut, und ich musste erstmal meine Mitte wiederfinden.
Mit dieser Planänderung verband ich die Hoffnung, von Reykjavík als Homebase aus einige Erkundungen im Tagesradius machen zu können, die auch sehr schön sein konnten. Wenn alles klappte, würde ich vom 9. bis 10. Juni wie geplant auf der Snæfellsnes-Halbinsel sein – sodass zumindest noch ein Teil der ursprünglich geplanten Reise stattfinden konnte.
Sólheimajökull, Dyrhólaey, Reynisfjara Beach, Fish & Chips- Déjà-vu bei Mia’s und ein neues Heim in Kópavogur
Manchmal sollen Dinge wohl so und nicht anders sein.
Am übernächsten Tag kam das erste Mal ein Urlaubsgefühl bei mir auf, nachdem ich den Tag zuvor aufgrund der mächtigen Windböen zum Nichtstun verdammt war. Zwar versuchte ich, als es ein wenig besser schien, einen Spaziergang – ich hatte mir eingebildet, ich könne die 5 Kilometer zum Skógafoss wandern – doch nach 200 Metern musste ich umdrehen. Dabei hatte ich mit Fish & Chips von Mia’s Country Van geliebäugelt. Nun gut, dann gab’s halt Nudeln mit Pesto. Die waren auch lecker.
Ich war froh, mir zuhause wenigstens ein paar Vorräte eingepackt zu haben, von denen ich im Notfall zehren konnte.
Die Kommunikation mit „Sandy“, einer Mexikanerin gestaltete sich nicht nur wegen der automatischen Übersetzung auf Airbnb, sondern auch in den Begegnungen und Kontaktaufnahmen kompliziert.
Obwohl ich die Unterkunft schon von der letzten Reise her kannte und gerade deshalb hier nochmal einkehren wollte, war es diese teilweise unangemessene Kommunikation von Sandy, an der ich mich als Gast hätte stören können. Auf der anderen Seite war ich ihr dankbar, noch eine weitere Nacht dort bleiben zu können.
Ich lernte Ann-Katrin und ihre Tochter Tomke kennen. Ich unterhielt mich mit ihr über die Reise und die Wetterkapriolen. Ann-Katrin wirkte sehr geerdet auf mich, was einen beruhigenden Einfluss auf mich hatte ;). Tomke konnte ihre guten Spanischkenntnisse in im Gespräch mit Sandy beweisen und diese blühte richtig auf, obwohl auch deutlich wurde, dass es ihr gesundheitlich nicht gut zu gehen schien und sie arg unter Druck stehe musste.
Nach 9 Uhr beschloss ich, Richtung Vik í Mýrdal aufzubrechen. Auch unterwegs war es immer noch sehr windig, sodass es galt, das Lenkrad gut festzuhalten. Alles andere als angenehm.
Gut, dass ich nochmal bei Maps studiert hatte, was es auf dem Weg dorthin alles zu sehen gab.
Sólheimajökull
Ich sah mir zunächst den Sólheimajökull an. Auch dort, Wind ohne Ende. Eingehüllt kämpfte ich mich den leicht steilen Weg zum kleinen Gletschersee hoch, sah Eisbrocken von verschiedener Farbe vom Ufer aus auf dem Wasser treiben und konnte meinen ersten Gletscher sehen, der seinen Weg ins Tal gefunden hatte. Ich näherte mich ihm auf einem Weg, bis zu einem Aussichtspunkt, an dem es, es sei denn man würde den Gletscher mit einem Guide geführt besteigen wollen, nicht mehr weiter ging.





Dyrhólaey
Zurück am Parkplatz, machte ich mich auf nach Dyrhólaey, einer Felsenformation am Meer, die als Nistplatz für Puffins bekannt ist.






Google Maps meinte zwar, die Straße dorthin wäre gesperrt, war sie dann aber doch nicht. 😉
Puffins. Aus der Ferne konnte ich welche ausmachen und das musste auch reichen. Erstens werden sie durch uns Menschen ohnehin schon genug gestört, außerdem könnte es unangenehme Begegnungen geben, wenn man ihnen zu nahe kommt.





Es ging weiter zum Reynisfjara Beach, die beiden Felsen im Meer konnte man schon von Dyrhólaey aus in der Ferne im Meer thronen sehen. Man merkt an diesem Ort allerdings deutlich, dass die Influencer in den sozialen Medien ganze Arbeit geleistet haben und man dort nicht alleine ist.









Auch ignorieren viele Besuchende trotz gelber Warnung am Eingangsbereich, dem Meer nicht zu nahe zu kommen und vor allem ihm wegen der berüchtigten Sneaker Waves nicht den Rücken zuzudrehen…
Unzählige Menschen machen Selfies auf den Basalt-Formationen oder mit den Felsen im Meer als Hintergrund. Auch ich kann nicht widerstehen.
Um die Magie des Ortes einfangen zu können, müsste man allerdings hier wirklich schon sehr früh unterwegs sein.
Die Zeit verging wie im Flug.
Bevor ich mich jedoch auf die zweieinhalbstündige Fahrt nach Reykjavik aufmachte, galt es noch, mir die fast schon obligatorische Portion Fish & Chips bei Mia’s Country Van einzuverleiben. Ich erzähle dem Mitbetreiber Stefán Ólafsson 😊, dass dies meine 4. Portion innerhalb eines Jahres sei und er freut sich, dass ich mich daran erinnern kann, dass er uns damals erzählt hatte, er habe in Deutschland studiert. Er fragt mich, ob ich nochmal wiederkomme… Wer weiß? 🙂 Ich habe ja noch einiges nachzuholen 😉


Unterwegs fällt mir auf, dass sich die Isländer wohl auch nicht so um Tempolimits scheren. Ich werde auf jeden Fall auch bei 90 km/h (was hier aufgrund der Verhältnisse auch angebracht scheint) des Öfteren überholt. Man muss hier stets vorsichtig sein. Die Straßenbeschaffenheit ist sehr unterschiedlich. Kurz vor Reykjavik gibt es auf den Straßen, die zweispurig sind, überhaupt keine mittigen Fahrbahnmarkierungen mehr.
Ich komme trotzdem wohlbehalten in der Hauptstadt und schließlich in der angrenzenden Gemeinde Kópavogur an.
Rückblickend war es auf jeden Fall eine gute Entscheidung, sich frühzeitig gegen eine Fortsetzung der Reise entlang der Ringstraße entschieden zu haben. Wie mir meine dortige Gastgeberin Daiva erzählt, seien die Verhältnisse im Osten gerade auch nicht gut. Es hätten mich dort Eis und im Norden unter Umständen massive Regenfälle, Erdrutsche, Schnee und mehr erwartet…
Nýbýlin í Kópavogi
So darf ich nun die nächsten Tage bei Gudrita und Daiva in einem sehr geschmackvoll eingerichteten Haus in einem Neubauviertel in Kópavogur übernachten. Er ist Künstler, sie Köchin und da beide früh arbeiten, sind die Katze und ich für uns allein. 🙂 Das Haus scheint im Gegensatz zu den Neubauten hier schon früher gestanden zu haben, denn es hat nicht viel gemeinsam mit den modernen Häusern, mit ihren Glasfassaden und den gemütlich eingerichteten Wintergärten. Im hiesigen Bónus deckte ich mich mit ein paar Lebensmitteln ein, sodass die Versorgung für die kommenden Tage gesichert sein sollte. :=)








Golden Circle Þingvellir, Geysir & Strokkur, Gullfoss
Was am nächsten Tag folgte, war mit Abstand der bisher ereignisreichste Tag auf meiner Reise.

Ich hatte bereits früh und ganz gut bis 6 Uhr geschlafen und war dann gemütlich mit Handy, Frühstück und allem Drum und Dran in den Tag gestartet, bevor ich mich kurz nach neun Uhr auf den Weg zum Þingvellir-Nationalpark machte.
Schwefelduft, Kreisverkehr und junge Bäume
Unterwegs stellte ich mir die Frage, wie ich den schwefelartigen Geruch Islands – insbesondere seines Wassers – wohl mit nach Hause nehmen könnte. Wenn ich das dicke Ei vielleicht lange genug liegen ließe… Vielleicht! 😂

Dieser Gedanke wurde jäh unterbrochen, als ich im zweispurigen Kreisverkehr offenbar für Verwirrung sorgte: Ein anderer Autofahrer hupte mich mit solcher Entschlossenheit an, dass ich vermute, meine Auslegung der Fahrspuren war … sagen wir: kreativ. 😂
Unterwegs, ich nahm nicht die emfohlene Panormaroute, sondern hielt mich auf der von der Ringstraße abgehenden ausgebauten Straße, fielen mir immer wieder junge Baumreihen auf – vermutlich Teile staatlicher Aufforstungsmaßnahmen, die vor Wind, den Boden und das Klima schützen sollen.
Ich hielt unterwegs ein paar Mal für einen Fotostopp an, es herrschte strahlender Sonnenschein. Ich fuhr ein paar Kilometer an einem See entlang, bis ich schließlich mein Ziel erreichte.




Þingvellir – Geschichte und Geologie vereint
Þingvellir (Thingvellir) ist einer der bedeutendsten Orte Islands – sowohl historisch als auch kulturell – und beeindruckt zugleich durch seine einzigartige Geologie.

Bereits im Jahr 930 n. Chr. wurde hier das Alþing, eines der ältesten Parlamente der Welt, gegründet, in dem die freien Männer des Landes Gesetze berieten und Streitigkeiten schlichteten. Ab 1944 wurde der Ort Symbol für ein von Dänemark unabhängiges Island.



Heutzutage können Besucher auf diesem symbolträchtigen Areal bedeutende Sehenswürdigkeiten wie den Lögberg (Gesetzesfelsen), den Þingvallavatn-See und die Almannagjá-Schlucht, eine Spaltenlandschaft bestaunen, die die sichtbare Grenze zwischen der nordamerikanischen und eurasischen Kontinentalplatte bildet. Also war ich technisch gesehen gestern in Nordamerika, obwohl ich mich in Island befand 😉 – ein faszinierendes Erlebnis an einem Ort, der Geschichte und Natur auf einzigartige Weise verbindet.













Öxarárfoss
Geysir und Strokkur – Islands brodelnde Quellen
Anschließend ging es zu Strokkur und Geysir. Die Strecke dorthin war insofern schwierig, als dass die ersten Kilometer durch ein Wiederaufforstungsgebiet führten und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h belegt waren. Das machte nicht wirklich Spaß, ist aber nachzuvollziehen. Bevor es losging, hielt ich aber mochmal an einem sogenannten Krambúdin, einem Gemischtwaren-/Tante-Emma-Laden an, wo ich mir eins dieser eingepackten Sandwiches und eine Cola Light gönnte.

Der „Große Geysir“ im Haukadalur-Tal, dem alle Geysire weltweit ihren Namen verdanken, ist eine heiße Springquelle, die nur noch selten aktiv ist. Der benachbarte Strokkur hingegen bricht alle paar Minuten in Form einer Fontäne meterhoch aus und zeigt eindrucksvoll die vulkanische Kraft Islands – ein beeindruckendes Schauspiel der Natur, welches die Zuschauenden von Mal zu Mal frenetisch bejubeln.







Gullfoss – ein donnerndes Finale



Den Abschluss des Golden Circle stellte für mich der Besuch des Gullfoss dar – ein mächtiger Wasserfall, der in zwei Stufen insgesamt über 30 Meter tief in eine beeindruckende Felsschlucht stürzt und dabei eine gewaltige Gischt aufsteigen lässt.

Aufgrund seines zweistufigen Falls gehört der Gullfoss zu den imposantesten Wasserfällen Islands – zwar nicht so roh und wuchtig wie der Dettifoss im Norden, aber ebenso faszinierend und deutlich leichter erreichbar.




Trotzdem lag für mich als Fan der Alien-
Reihe der Vergleich zum Dettifoss nahe – und inmitten der donnernden Wassermassen kam sogar dann ein wenig Prometheus-Feeling (Alien-Prequel-Film von Ridley Scott) auf.




Besonders bei Sonnenschein zeigt sich häufig ein Regenbogen über den tosenden Wassermassen, was die Szenerie fast unwirklich erscheinen lässt.

Die landschaftlichen Eindrücke unterwegs haben mich immer wieder ins Staunen versetzt. Auf der Straße, majestätische Berge am Horizont, Seen, Hügel … Bilder, von denen ich geträumt habe und die sich für immer in mein Gedächtnis eingraben werden …
Auch wenn der Wind hier und da mein Träumen unterbrach und ich meine Konzentration voll und ganz aufs Lenkrad übertragen musste.




Zurück in der Unterkunft machte ich mich über die Vorräte her und hatte ein sehr nettes und längeres Gespräch mit Zilvinas (Gudrita) , dem Hausherrn, der ursprünglich aus Litauen stammt, als freischaffender Künstler arbeitet und Repliken von Gesteinsformationen als Requisten für Netflix-Produktionen herstellt.




Wir unterhielten uns über den Zustand der Welt und die Notwendigkeit für die Isländer*innen, sich über Kunstformen auszudrücken, weil man sonst hier, gefangen zwischen den Naturgewalten zum Nichtstun verdammt wäre. Dies sei auch der Grund, warum jede*r zweite Isländer*in Buchautor*in ist…
Er macht mir Vorschläge, wie ich meine Zeit hier verbringen kann, angefangen von Ausflügen in die Umgebung von Kópavogur bis hin zu Erkundungen der Reykjanes-Halbinsel … Irgendwann verabschiedet er sich ins Bett. Ich mache mir noch einen Kaffee, bevor ich umgehend einschlafe.
A sunny stroll to Reykjavik
Am nächsten morgen brach ich erst spät gegen 11 Uhr auf und wollte eigentlich nur einen Ausflug durch Kópavogur machen und mir eine Skulptur meines Gastgebers in einem nahe gelegenen Park ansehen. Der Parkbereich war allerdings mit Verbotsschildern versehen auf denen stand: „“ Vinnusvæði Óviðkomandi – Aðgangur Bannaður“… Sagte mir nichts. 😂 Nachdem das Schild analysieren ließ, wusste ich, dass mir der Zugang verwehrt bleiben würde: Arbeitsbereich – Zutritt für Unbefugte verboten. Ok.



Ich überquerte die Autobahnbrücke und ging ein Stück den Fußweg in Richtung Nauthólsvík entlang, vorbei an Alaska-Lupinen und entschloss mich, den Weg zum Perlan, Aussichtskuppel und Museum in Reykjavik, zu laufen. Ich laufe den Weg auf einem Friedhof entlang, bis ich diesen verlasse und auf einen zweiten mit einem kleinen Teich gelange. Diesen kannte ich bereits von meiner ersten Reise im letzten Jahr.




Von hier an kannte ich mich aus. Oben beim Perlan angelangt, schaute ich kurz, ob die Aussichtsplattform immer noch kostenfrei zugänglich sein würde, was aber nicht der Fall war. Von dort oben hätte man sicher noch mal einen exponierteren Blick auf die Innenstadt von Reykjavík werfen können, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.



Es herrschte strahlender Sonnenschein und ich begab mich in die Innenstadt, zur Hallgrimskirkja, spazierte auf der Skólavörðustígur, machte ein obligatorisches Regenbogenstraßenfoto und bewegte mich weiter auf der touristischen Meile entlang des Laugavegur.







Am isländischen Parlament, es ist so schnuckelig, pausierte ich kurz, aß meine mitgebrachten Pausensnacks und stellte fest, dass es Zeit für eine Pippipause wäre. Ich erinnerte mich, dass ich in einem Reiseführer mal gelesen hatte, dass man kostenlos im Rathaus die Möglichkeit dazu haben würde und dem war auch so.
Außerdem hatte ich dort die Gelegenheit, eine topographische 3D-Karte von Island zu bestaunen.







Ich ging weiter zum hinter der Harpa gelegenen Hafenviertel, wobei sich die Strecke ganz schön zog, und hatte auf der þufa, einem grasbewachsenen Hügel einen tollen Ausblick auf die „Skyline“ der Stadt. Ich nahm ein kleines Zeitraffervideo auf, wie ich so den Hügel hoch- und anschließend wieder runterlief, was ich als Story in den sozialen Medien postete.






Ich sah auf Facebook zudem ein Bild von Enno in der Hundepension. Er sah müde aus und ich stellte fest, dass es noch 7 Tage dauern würde, bis ich ihn wiedersehen würde. Ich vermisste ihn sehr.

Auf dem Rückweg lief ich an Reykjaviks bekanntester Hot-Dog-Bude vorbei, wo einst Bill Clinton einkehrte, und hatte den Gedanken, mir bei Brauð & Co. eine Vanille- oder Zimtschnecke und einen Kaffee zu gönnen. Doch dort war bis auf Hörnchen alles ausverkauft. Es war ja auch schon spätnachmittags.




Also begab ich mich auf den Rückweg und fand dafür mitten an Reyjkjaviks Hauptstraße eine Staude Bananen 😂😂😂. Musste wohl jemand verloren haben. Ich kaufte noch im Bónus ein, aß Nudeln, dieses Mal mit Tomatensauce aus dem Glas, die ich mit frischem Basilikum aufpeppte. Danach… Nudelkoma.




7. Juni – Sulfur und Gunnuhver Unterwegs auf der Reykjanes-Halbinsel
Die Nacht hatte ich für meine Verhältnisse mit über 9 Stunden krass lang geschlafen. Das ist mir schon seit Jahren nicht mehr gelungen. Die 16 Kilometer Spaziergang, die ich gestern bei strahlendem Sonnenschein von meiner Unterkunft in Kópavogur nach Reykjavik zurücklegte, das Nudelkoma und die Schlafmaske müssen ihr Übriges dazu getan haben, dass ich geschlafen habe wie ein Baby.

Ich fuhr morgens mit dem Auto zur Reykjanes-Halbinsel, um den Fagradalsfjall nahe der Ortschaft Grindavík zu besichtigen. Grindavík ist eine kleine Küstenstadt im Südwesten Islands, bekannt für ihre Nähe zur Blauen Lagune und – spätestens seit 2021 – auch als Ausgangspunkt zu einem der aktivsten vulkanischen Gebiete des Landes. Zwischen 2021 und 2023 kam es hier auf der Reykjanes-Halbinsel zu mehreren spektakulären Ausbrüchen im Vulkansystem rund um den Fagradalsfjall. Besonders war nicht nur die Lage, sondern auch der Zeitpunkt: Die Reykjanes-Halbinsel war zuvor rund 800 Jahre lang vulkanisch inaktiv gewesen – und an der Stelle des ersten Ausbruchs, im Tal Geldingadalir, hatte es sogar seit etwa 6000 Jahren keine Eruption gegeben. Die Ausbrüche verliefen vergleichsweise ruhig und ohne größere Gefahr für die Bevölkerung – und zogen daher zahlreiche Besucher an. Lavafontänen, glühende Ströme und dampfende Felder verwandelten die Landschaft rund um Grindavík in ein beeindruckendes Schauspiel der Natur.
Bevor ich losfuhr, hatte ich noch kurz an der N1-Tankstelle gehalten, um zu tanken. Ich wollte dieses Mal unbedingt den Self-Service nutzen: am Automaten einen Betrag reservieren und dann die entsprechende Menge tanken. Doch an der Zapfsäule, die ich ansteuerte, war kein entsprechendes Bedienfeld zu finden – nur in der Mitte der Anlage und an einer anderen Säule. Etwas verwirrt ging ich schließlich in die Tankstelle und ließ mir 5.000 isländische Kronen auf meine Zapfsäule reservieren. Man sollte wissen: Wenn man in Island an einer Self-Service-Säule tankt, wird die gewählte Summe – in meinem Fall 5.000 Kronen – zunächst auf der Kreditkarte blockiert. Das dient der Sicherheit: So kann niemand einfach wegfahren, ohne zu bezahlen. Wählt man „Volltanken“, kann es sein, dass bis zu 70 Euro oder mehr reserviert werden – Geld, das erst Tage später, je nach Bearbeitungszeit der eigenen Bank, wieder verfügbar ist.
Unterwegs überholte ich zwei Radfahrer, passierte einen See, und es zeigte sich mir die für diese Gegend typische Vulkanlandschaft, auf der sich im Laufe der Zeit Moos angesiedelt hatte. Ich hielt kurz für ein paar Fotos am See an und erklärte einem verzweifelten älteren Herrn, der dasselbe Auto wie ich fuhr, wie man den Rückwärtsgang einlegt. Die Straße führte rauf und runter.



Am P1-Parkplatz angekommen, bezahlte ich die obligatorische Parkgebühr von tausend isländischen Kronen über die Parka-App. Ich vermisste zunächst eine Toilette. Es blieb mir nichts anderes übrig, als hinter einen Container zu gehen – wo sich zuvor schon zwei junge Frauen erleichtert hatten.

Der Weg führte steil nach oben. Ich fühlte mich zum ersten Mal wieder wie bei meiner Wanderung im Hochland im letzten Jahr. Ich durfte mich glücklich schätzen, noch einmal in diesem wunderschönen Land zu sein – und wer weiß, vielleicht komme ich ja noch ein drittes Mal. Schon kurz nach dem Start änderte sich das Wetter. Eben noch war es bewölkt, grau und etwas düster gewesen – plötzlich riss der Himmel auf, und strahlender Sonnenschein fiel über die Lavalandschaft.


Das Licht veränderte alles: Die schwarzen Gesteinsformationen glänzten, die Fernsicht wurde klarer, und die karge Umgebung wirkte fast lebendig. In der Ferne, vor einem Hügel am Horizont, stiegen dünne Dampfschwaden aus dem Boden. Auch das wirkte surreal – als würde die Erde dort noch atmen. Der Vulkan schien zu ruhen, aber nicht ganz zur Ruhe gekommen zu sein. Ich entdeckte auch eine Reisegruppe, die von einem Guide begleitet wurde. Sie standen an einer Stelle mitten im schwarzen Lavafeld – ein seltsamer, fast surrealer Anblick. Die Lavafläche wirkte gefährlich und instabil, das Betreten war für Einzelne nicht erlaubt. Umso merkwürdiger erschien es, sie dort einfach stehen zu sehen.



Je höher ich kam, desto weiter öffnete sich der Blick über die Lavalandschaft. Es war still, fast unwirklich. Der Wind wehte kühl, und unter meinen Füßen lag grobes, scharfkantiges Gestein. Immer wieder blieb ich stehen, um die Umgebung in mich aufzunehmen. In Meradalir angekommen, zeigte sich das ganze Ausmaß des Lavaflusses. Es war beeindruckend, wie weit sich die Lava ins Terrain hineingeschoben hatte, bis sie schließlich zum Erliegen gekommen und erstarrt war.







Die Landschaft wirkte fremd, roh und voller Energie. Hier endete der Trail – sofern man nicht die kompletten neun Kilometer gehen wollte. Ich machte eine kurze Pause, trank etwas Wasser und ließ den Moment auf mich wirken.




Der Rückweg begann, und wie so oft war bergab anstrengender als hinauf: Jeder Schritt musste gesetzt werden, ich musste aufpassen, nicht zu rutschen oder zu stolpern. Der Untergrund blieb uneben, lose, fordernd. Die Knie spürte ich bald stärker als auf dem Hinweg. Vielleicht waren da moosbedeckte Felsen – ich erinnerte mich nicht genau. Vieles verschwamm in der intensiven, dunklen Weite dieser Landschaft. Nach insgesamt etwa vier Stunden war ich wieder zurück am P1-Parkplatz.
Nachtrag:
Nur eineinhalb Monate später kommt es in dem Gebiet zu erneuten vulkanischen Aktivitäten. Vielleicht kann ich ja eines Tages nochmal die glühende Lava mit eigenen Augen betrachten.
Es war inzwischen vier Uhr nachmittags. Ich war erschöpft, aber zufrieden – mit dem Gefühl, Island wieder ein Stück näher gekommen zu sein. Ich machte nur eine kurze Pause, denn mein Tag war noch nicht zu Ende. Ich setzte mich wieder ins Auto und fuhr weiter – Richtung Gunnuhver. Dort erwarteten mich bereits dampfende Gase, der typische Geruch Islands, der in mir wieder die Frage aufkommen ließ, ob man den nicht einfangen und konservieren könnte (oder ein Ei kochen 😂).






Ich lief hinauf zum Leuchtturm Reykjanesviti, genoss kurz die Aussicht und machte mich dann auf den Weg zur gegenüberliegenden Seite, wo der Valahnúkur steil über der Küste aufragt. Dort oben fertigte ich eine Aufnahme mit meiner 360°-Kamera an – ein letzter, windiger, eindrucksvoller Moment eines langen Tages.




Auf dem Rückweg ließ ich Grindavík quasi rechts liegen und fuhr über eine alternative Straße, die offenbar zur Umgehung des gesperrten Bereichs dient. Dabei fiel mir auf, dass hier zum Schutz vor der Lava eine Art Damm errichtet worden war – eine Barriere, die verhindern sollte, dass die Ortschaft der Lava zum Opfer fällt. Auf Schildern wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, nicht anzuhalten, sondern die Zone zügig zu durchqueren. Ich fuhr durch eine karge Lavawüste, schweigend, beeindruckt, bis die Straße schließlich in die Autobahn überging. Nach einer weiteren halben Stunde erreichte ich wieder Kópavogur.
8. Juni – Sonntagstour zu Deildartunguhver, Hraunfossar und Barnafoss – mit Tunnel-Tempo, Tankstellen-Trauma und Bónus-Fail 😂
Gestern war Sonntag, das Wetter meist sonnig – also ab ins Auto und raus aus dem Großraum Reykjavík für einen weiteren kleinen Island-Roadtrip. Nur: Der Weg raus aus Kópavogur und Reykjavík fühlt sich an wie eine Prüfung der Geduld. Ein Kreisverkehr nach dem anderen – man glaubt kaum, wie viele es davon gibt. Endlich draußen, ging’s auf die Ringstraße, und dann durch den Hvalfjörður-Tunnel – über fünf Kilometer unter dem Fjord hindurch. Tempolimit: 70 km/h. Ich hatte echt Mühe, mich daran zu halten – es ging bergab, und das Auto wollte einfach rollen. Hinter mir ein Motorradfahrer. Tunnel-Stress pur. Nach dem Tunnel ging’s erstmal entspannt weiter – bis Borgarnes. Dort biegt man ab, und dann beginnt die lange, ermüdende Strecke: über 50 Kilometer auf einer Landstraße, die nicht im besten Zustand ist – holprig, eintönig, kurvig und gefühlt ohne Ende. Endlich in Deildartunguhver angekommen – Europas heißeste heiße Quelle. Gleich nebenan: das Spa Krauma. Ganz nett, aber kein echtes Highlight. Die Umgebung allerdings: ruhig, grün, typisch isländisch. Ein kurzer Stopp zum Durchatmen – oder um ein Ei zu kochen 😂.






Dann der Zwischenhalt in Reykholt zum Tanken – und mein persönlicher Finance-Fail des Tages. Am Automaten war alles auf Isländisch, und ich konnte den Anweisungen nicht wirklich folgen. Ich sah nur: PIN eingeben – also hielt ich meine Karte dran, gab die PIN ein… und nichts passierte, dachte ich ich. Also nochmal. Karte dran, PIN erneut eingetippt. Später sehe ich: zweimal 22.000 ISK geblockt – das sind rund 306 Euro. Getankt hatte ich 26 Liter für 8.000 ISK, etwa 55 Euro. Willkommen im Land der heißen Quellen – auch finanziell 😅

Danach ging’s weiter zu den Naturhighlights: Hraunfossar, wo hunderte kleine Wasserläufe unter einem Lavafeld in die Hvítá fließen – wunderschön, fast schon magisch. Und direkt daneben: Barnafoss – wilder, enger, mit einer düsteren Sage über zwei Kinder, die dort ums Leben gekommen sein sollen, weshalb es dort auch heute keine Steinbrücke mehr, sondern nur noch eine aus Holz geben soll. Beeindruckend und ein bisschen unheimlich.










Zurück in Kópavogur wollte ich dann noch schnell bei Bónus einkaufen. Tja – „Opið alla daga“ war offenbar nur eine Theorie. Sonntagabend, Laden zu. Ich jetzt: ein bisschen knapp versorgt für den heutigen Tag – denn heute ist Feiertag. Und morgen geht es weiter Richtung Snæfellsnes-Halbinsel 😅 ♥️🇮🇸
9. Juni
Nachdem ich mich morgens von Daiva verabschiedet hatte, machte ich mich auf zur Snæfellsnes-Halbinsel. Der Weg führte mich erneut zunächst durch den schon bekannten Speckgürtel von Reykjavik und den Tunnel durch den Hvalfjörður, wobei ich mich dieses Mal entspannt rollen ließ.


Bei Borgarnes überquerte ich die Brücke über den Borgafjord, entschied mich aber, hier keine Pause zu machen. Dies war eine gute Entscheidung, denn bis zum Zielort Ólafsvík jagte eine Sehenswürdigkeit die nächste und das an einem Tag mit bestem Wetter. Lediglich kurz hinter Borgarnes war ich wie ein Sandwich zwischen einem Reisebus und einem LKW eingequetscht und wagte ein Überholmanöver, was ein Übertreten der Höchstgeschwindigkeit um 20 km/h mit sich brachte, aber überflüssig war, da der Bus genauso wie ich am ersten geplanten Stopp bei Gerðuberg hielt…
Gerðuberg
Über einen holprigen Schotterweg ging es zu den Basaltklippen, wo ich ein paar Selfies und ein paar Bilder von einer kleinen Kirche schoss.






Ich weiß nicht mehr, ob es hier war, wo ich meinen ersten Spaß-Vlog filmte, den ich wie alle darauffolgenden dem Geruch Islands widmete, den ich zu konservieren trachtete 😉 Gemeint war der aus dem Wasserhahn austretende Geruch nach faulen Eiern, Schwefel, whatever, den ich persönlich ja sehr mag.
Ich hatte am Vortag den Dual-Video-Modus meines Handys entdeckt und Spaß daran gefunden mich selbst zu filmen, während die Frontkamera die Umgebung einfing.
Ich fuhr weiter Richtung Westen, immer den majestätisch anmutenden Snæfellsjökull im Blick. Ich sah die Búðakirkja, hörte dabei meinen Song Dreams, in dessen Musikvideo ich meine Islandsvorfreude quasi in KI-generierten Bildern vorwegnahm und drückte meine empfundene Freude durch ein lautes Yeeeeeeha aus. Wie damals, an jenen ersten Urlaubstagen, wo ich mit dem Auto dem Meer entgegenfuhr und die Wolken wegpustete. 🙂




Ytri Tunga
In Ytri Tunga konnte ich Robben beobachten, wie sie sich auf den Klippen am Wasser sonnten. Bei den Touristenmassen hier, gar nicht mal so einfach, Ruhe zu tanken. Da ich noch nie welche in freier Wildbahn gesehen hatte, empfand ich die Begegnung sehr beeindruckend.
Ebenso die mit einem schwarzen Polarfuchs, der plötzlich klein und niedlich auf der Straße stand und mir direkt in die Augen zu blicken schien.
Guðmunda, meine Gastgeberin in Ólafsvík berichtete mir später, dass einer im Küstengebiet sehr zutraulich sei und die Begegnung mit Menschen suchen würde…











Arnastapi
Ich fuhr weiter nach Arnastapi, wo ich, ausgehend von einem Parkplatz an einem kleinen Fischereihafen, eine kleine Wanderung entlang der Feldküste unternahm und mir in einem Lokal einen Burger, Pommes und eine Cola Zero mit der Aufschrift Ingu zu mir nahm 😉











Zurück am Parkplatz fuhr ich weiter zum Saxhóll-Krater, wo ich eine weitere Folge „Der Geruch Islands“ anfertigte, bevor es weiter nach Ólafsvík ging.


In Ólafsvík hielt ich am Ortseingangsschild und machte selbstverständlich ein Selfie mit mir und dem Foto und beschloss, dass ich mir für zuhause ein Schild davon drucken lassen würde… Ólafsvík, der Heimathafen des Olafs sozusagen.



Ich checkte in die Unterkunft ein und lernte Guðmunda kennen, eine Frau mit 6 Kindern, welche die Unterkunft bewirtet. Sie spricht fließend Deutsch und erzählt von ihren Kindern, der Tochter, die bei oder in Düsseldorf lebt. Ich lerne Jonas und den kleinen, erst 2-jährigen Heidar sowie die beiden Hunde kennen. Es finden sich in dem Haus, das ein wenig wie ein Containerbau wirkt, an die 25 Zimmer. Es sind aber außer mir nur wenige Gäste da.
Guðmundas Hunde schienen mich sofort zu mögen, obwohl einer davon laut meiner Gastgeberin normalerweise bei Fremden bellt.
Abends machte ich noch einen Spaziergang durch den Ort, fast alles ist vom Fischfang bestimmt, in einem Geschäft werden Islandpullis verkauft. Es gibt einen Markaður, der aber genauso wie der Laden mit den lokal hergestellten Island-Pullis geschlossen hat.














Walbeobachtung mit Lali-Tours und Orca Guardians Iceland
Am nächsten Morgen ging’s gut vorbereitet auf eine Walbeobachtungstour. Am Büro-Container von Laki-Tours noch schnell in einen Overall geschlüpft und los ging es.


Die Fahrt mit dem kleinen Schiff führte uns hinaus auf den Breiðafjörður, mit Blick auf den Snæfellsjökull. Die Fahrt wird in Kooperation durchgeführt mit Orca Guardians Iceland. Es gab viele Informationen zu den Orcas und der Arbeit der Orca Guardians, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Tiere zu erfassen, zu katalogisieren und sie über die Jahre hinweg zu beobachten und zu begleiten und ihr Verhalten zu studieren.
Und ich konnte mein Glück an dem Tag kaum fassen:
Ich sah Orcas, was laut der Mitarbeiterin von Laki Tours/Orca Guardians keine Selbstverständlichkeit sei. ♥️















Kirkjufell
Nach der Walbeobachtungstour passierte nicht mehr viel bei mir. Ich war müde, viel frische Luft, Infos zu Orcas und anderen Walen und schaffte es noch so gerade eben, mir den Kirkjufell anzusehen. Islands wohl meistfotografiertesten Berg, der einen an eine Kirche erinnern mochte.
Einige Dinge, so dachte ich mir, werden in den sozialen Medien/in der Werbung überhöht. Durch Colour Grading, Drohnen-Aufnahmen usw., schön fand ich ihn trotzdem. Nur die umgerechnet 9,57 € Parkgebühren fand ich persönlich ein wenig übertrieben. Aber das Gelände ist Privatbesitz und soll der Entwicklung des Gebiets zugutekommen.
Es waren erwartungsgemäß dort viele Menschen unterwegs. Ich blieb eine Weile, stellte fest, dass keine Perspektive mich so richtig glücklich machte und fuhr dann in den Ort Grundarfjörður, um dort im kleinen Supermarkt einkaufen zu gehen.





Ich konnte mich nicht entscheiden, was ich später essen wollte und landete doch wieder bei Nudeln.
Ich nahm außerdem eine leckere Wurst mit, die ich zuhause nicht essen würde, weil ich mich in der Regel an eine gewisse Diät halte.
Ich aß eine Menge davon. 😜
Ansonsten ein paar Teile für umgerechnet 50 Euro!!! Aber es gibt halt auch keine Konkurrenz und viele dieser Lebensmittel müssen importiert werden.
In der Unterkunft unterhielt ich mich mit einem älteren Herrn, den ich für einen Chinesen hielt, weil er Chinesisch mit seiner Frau sprach. Er erzählt mir, dass er aus Neuseeland komme. Neuseeland, auch so ein Highlight. Aber über 30 Stunden Flug… Das wäre nichts für mich. Er erzählte mir vom Milford Trail, der wunderschön sein soll.
Auch berichtete er mir, dass das Wetter im Osten Islands sehr schlimm gewesen war. Vereiste Straßen.
Weise Entscheidung, nicht weitergefahren zu sein, sagte auch er.
Ich habe noch mehr Sehnsucht nach Enno, als mich meine liebe Cousine darauf aufmerksam macht, dass ein neues Foto von ihm gepostet wurde. Ich fand, er sah dünn aus, wie er da mit den beiden Hundedamen unterwegs war… Ich konnte es nicht erwarten, ihn wiederzusehen… ♥️

In Ólafsvík war das Haus mittlerweile voller geworden.
Für mich allerdings ging’s zurück nach Reykjavik. Der Vermieter der dortigen Unterkunft überforderte mich in einer Nachricht am Vortag schon mit Anforderungen. Die Instruktionen, wie das mit der Schlüsselbox funktioniert, waren mir allerdings nicht sofort klar.

Immerhin kann ich auf dem Grundstück parken und es ist nicht weit von Kópavogur entfernt.
Ich habe quasi noch 2 halbe Tage und muss mir mal überlegen, was ich noch machen möchte…
Mir kommen die Worte Kvika-Fußbad und Grótta in den Sinn 😜
Borgarnes/Landnámssetur
Erstmal geht’s die Strecke zurück nach Reykjavik. Nachdem ich morgen meine Sachen ein wenig im Auto sortiert habe und mich von dem Ort und Guðmunda verabschiedet habe, breche ich so gegen 10 Uhr in Richtung Borgarnes auf. Zunächst führt mich der Weg aus Ólafsvík die nördliche Route (574) entlang, bevor ich dann die Verbindungsstraße 54 Richtung Süden nach Borgarnes nehme. Das erste Teilstück führt mich ein paar Höhenmeter nach oben, die Straße ist kaum befahren und man stelle sich mal vor, dass ich fast den gesamten Rückweg, zumindest auf meiner Spur, fast bis kurz vor Borgarnes alleine unterwegs bin, ohne dass von hinten jemand drängelt. Ich beschließe in Borgarnes Pause zu machen, was sich später als die richtige Entscheidung herausstellen sollte. Zunächst halte ich am Settlement Center bzw. parke an der Bücherei und begebe mich dann zum Denkmal für Þorgerður Brák, einer Figur aus der Egill-Saga, von der ich im Landnámssetur Íslands später mehr erfahren soll. Ich mache ein paar Bilder und biete einer kleinen 3-Personen-Gruppe an, sie zu fotografieren. Erst bin ich zögerlich, ob ich bereit bin, die 25 Euro für den Eintritt ins Museum zu entrichten, entscheide mich dann aber letztlich dafür.







Während zweier Ausstellungen, die ich mit einem Audioguide in deutscher Sprache erkunde, gewinnt man einen Eindruck von den ersten 60 Jahren der Besiedlung Islands anhand von Fakten aus dem Landnámabók und vermittelt durch die Egil-Saga, welche die Geschichte von Egill Skallagrímsson, dem Sohn Skallagrímurs erzählt. Es geht um Höfe rund um Borgarnes, Fehden zwischen mächtigen Männern, Mord und Totschlag und mehr. Kurzweilig und spannend.



















In Reykjavik angekommen, komme ich ohne Probleme in die Unterkunft und alles ist easy. Ich mache noch einen Spaziergang ins Grüne und selbst hier begegnet man der Alaska-Lupine, mit deren Geschichte ich mich schon in Borgarnes auseinandergesetzt hatte, als ich einen demonstrativ zertrampelten Haufen nahe des Þorgerður Brák Denkmals entdeckt hatte. Auch finde ich es erstaunlich, dass es selbst hier kleine Wasserfälle gibt… Ich gehe durch ein dichtes Wäldchen mit kleinwüchsigen Bäumen und treffe auf allerlei unterschiedliches Vogelvieh. Zurück in der Unterkunft genieße ich, dass ich zumindest im Moment alleine in der Wohnung bin und mache mir etwas zu essen, was genau, weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich sitze am Esstisch der Wohnküche und höre Stan Getz auf einer JBL Bluetooth-Box, die auf der Dunstabzugshaube steht und schicke Nachrichten an meine Lieblingscousine.
Ich gehe an dem Abend zeitig schlafen und wache morgens genauso zeitig wieder auf.






Ich gehe duschen und mache mir Frühstück. Ich muss erkennen, dass nun auch noch andere Gäste in der Wohnung sind, was sich auf die Benutzbarkeit des Bads auswirkt. Gerade morgens ist das immer so eine Sache 😉
Ich verbrauche die Vorräte, die noch da sind und mache mich, nachdem ich Adams Anweisungen Folge geleistet und die Schlüssel zurück in die Schlüsselbox gepackt und Fotos davon gemacht habe, auf den Weg in die Innenstadt von Reykjavik oder eher gesagt zum Grandí, dem Hafenviertel, welches ich schon vor einigen Tagen kennengelernt hatte. Hier konnte man nämlich seinen Wagen kostenfrei abstellen. Das tat ich und machte mich dann zu einem 10 Kilometer (Hin- und Rückweg) langen Spaziergang über die Seltjarnes-Halbinsel bei bestem Sonnenschein auf. Oder sagen wir es so… die Sonne bruzzelte ganz schön, wenn auch es nicht heiß war und an dem Tag so um die 15 Grad Celsius geherrscht haben mögen… Auch schwierig fand ich, dass nirgends eine Toilette zu finden war, auf der einen Seite halt das Meer, auf der anderen Seite Häuser, zunächst Mietshäuser, die sich dann später mit kleineren Ein- und Mehrfamilienhäusern abwechselten.




Ich machte viele Bilder mit dem Handy und hatte Spaß daran, Schwarz-Weiß-Bearbeitungen davon anzufertigen. Leider hatte die Grótta, der Leuchtturm am westlichsten Ende, wegen Vogelschutzzeit geschlossen, aber das muss auch sein. Auf dem Rückweg freute ich mich über eine Toilette in einer Bücherei. Nachdem ich wieder am Auto angekommen war, nutzte ich die Möglichkeit, im Supermarkt einzukaufen. Brötchen, Basilikum, Minitomaten und Käse, woraus ich mir mein Mittagsmahl kredenzte, welches ich in der Nähe der Þúfa mit Blick auf den Fjord einnahm.














Es muss so 16 Uhr gewesen sein, als ich den Weg zum Flughafen antrat. Dort angekommen, wurden ein letztes Mal 153 Euro auf meiner Karte geblockt, da ich ja den Wagen vollgetankt abgeben musste. Ich retournierte den Mietwagen bei Lotuscarrentals und nachdem alles abgenommen wurde, wurde ich von einem Fahrer die 5 Kilometer zum Flughafen gefahren, wo ich massig Zeit hatte, bis es dann um 0:40 Uhr nach Hause ging. Ich unterhielt mich mit einem Deutschen für eine Weile und schrieb meiner Reisebegleitung vom letzten Jahr eine WhatsApp-Nachricht, auf die ich bis heute keine Antwort bekommen habe. Zumindest kann ich mir nichts vorwerfen.

Auf Wiedersehen Island 🇮🇸
Im Flugzeug finde ich sogar ein wenig Schlaf. In Düsseldorf gelandet, bekomme ich schnell einen Zug nach Hause, wo ich so gegen halb 8 Uhr aufschlage. In Deutschland ist der Sommer ausgebrochen. Daheim stelle ich schnell eine Maschine Wäsche an, bevor ich mich auf den Weg mache, um Enno abzuholen.

Als er mich erkennt, freut er sich wie verrückt und ich breche in Tränen aus. Wir machen uns durch die Hitze auf nach Hause. Er muss nach einigen hundert Metern pausieren. Ich gebe ihm was zu trinken. Es ist Freitag. Enno schläft das Wochenende über sehr viel und ich bin glücklich, wieder zuhause zu sein.
Es war vielleicht nicht die große Islandreise, die ich geplant habe, aber eine, die besser nicht hätte sein können… Werde ich ein drittes Mal hin? Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, den Hund nochmal für so eine lange Zeit alleine zu lassen und zuhause gibt es jetzt erstmal andere Prioritäten.