Für meinen diesjährigen Urlaub hatte ich mir La Gomera als Ziel ausgesucht. Die Anreise erfolgte über Teneriffa, von wo aus es dann dann am Folgetag mit der Fähre weiter nach La Gomera ging. Da ich ursprünglich vorhatte, mich am Zielort mit dem Bus fortzubewegen, hatte ich eine Nacht in Arona auf Teneriffa eingeplant, um nach dem ganzen Vorspiel und dem Flug (war am Tag vor dem Anreisetag seit 06 Uhr auf den Beinen) erstmal ganz piano dort anzukommen. Letztlich habe ich mir dann aber bereits im Vorfeld einen Mietwagen organisiert, so dass ich mich flexibel auf der Insel würde fortbewegen können…
Die Buchung der Unterkunft in Arona ließ ich trotzdem bestehen, sodass ich nach meiner Ankunft und einer kurzen Busfahrt mit dem Shuttlebus 40 nach Los Cristianos noch den Nachmittag hatte, um zumindest einen kleinen Ausschnitt von Teneriffa kennenzulernen.
Arona (Teneriffa)
Es herrschten sommerliche Temperaturen um die 28 Grad und ich war für jede Minute im Schatten dankbar, während ich am Flughafen Tenerifa Sud auf den Shuttlebus wartete, der laut einem Mitarbeitenden des Busunternehmens Titsa an diesem Tag ungewöhnlich große Verspätung hatte.
Am Busbahnhof Los Critianos (T) angekommen, verbrache ich dort noch einige Zeit damit, mich mit einem kühlen Getränk zu stärken und mir das Treiben rund um den Busbahnhof anzusehen.
Um Punkt 15 Uhr schließlich klingelte ich im Edificio Soledad, wo ich von Miguel in Empfang genommen wurde.
Miguel, ein freundlicher junger Mann um die 30 erläuterte mir kurz alles Wichtige und händigte mir dann die Schlüssel für das gepflegte Apartment mit schönem Balkonblick aus.
Nach einer Dusche ging es auf einen kleinen Erkundungsspaziergang, der mich durch die Innenstadt von Arona bis zum Hafen Los Cristianos führte, von wo aus ich am kommende Mittag die Fähre zu meinem eigentlichen Ziel nehmen sollte.
An den Playas (einer dominiert von englischen Gästen) konnte man das Urlaubsfeeling eines typischen Badeurlaubs atmen. Aber hätte ich das gewollt, wäre ich eher wieder nach Can Picafort geflogen.
Im örtlichen Supermarkt deckte ich mich noch mit Lebensmitteln für mein Abendessen und das Frühstück am nächsten Morgen ein. Ein paar Pimentos, Mojos aus dem Glas, Baguette, Orange, Tomate und eine Flasche Dorada, welches sich im Laufe des Urlaubs zu meiner bevorzugten Biermarke entwickeln sollte. So ein Urlaub verändert sicher auch die Ernährungsroutine für eine gewisse Zeit 😉 Nach dem Essen und 36 Stunden auf den Beinen schlief ich erschöpft ein.
Nach einer Dusche und einem leichten Frühstück verabschiedete ich mich am nächsten Morgen kurz von Miguel, bevor ich gegen 10 Uhr zum Hafen aufbrach, wo ich noch eine Weile lang in der Estation Maritima verbrachte und mein Gepäck in einem der für 1 € abschließbaren Gepäckfächer verstaute. Das Gepäck dort zurückzulassen, hinterlässt schon, zumindest beim ersten Mal ein mulmiges Gefühl. So eine Überfahrt mit der Fähre habe ich vermutlich das letzte Mal gemacht, als ich gegen Ende der 90er Jahre in England war, damals stank noch alles sehr nach Motorenöl.
20 Minuten vor Abfahrt begann das Boarding. Obwohl ich die Clase Oro gebucht hatte, traute mir das Schiffspersonal das aufgrund meines eher legeren Kleidungsstils wohl nicht zu, weshalb man mich aus der Priority Lane in die Warteschlange der übrigen Fahrgäste überführen wollte. Sind die höheren Preise die „Goldklasse“ wert? Man bekommt soviel zu essen während der 50-minütigen Fahrt, wie man in der Zeit verkraften kann, aber selbst wenn man das wollte : Das Personal habe ich nicht als besonders freundlich empfunden und es lässt sich mit der Bedienung Zeit. Bei den Speisen handelt es sich eher um Snacks, wenn auch der Käsekuchen ganz lecker war 😜.
Ein jedoch nicht zu unterschätzender Vorteil der Clase Oro bestand darin, dass man sich das Deck mit nur einer Handvoll Fahrgästen teilen musste, während es auf dem Mitteldeck schon ganz anders aussah.
Punkt 12 begann dann die Überfahrt mit Paseo Fred Olsen und wir steuerten geradewegs auf den Hafen von San Sebastian de La Gomera zu. Dort angekommen, hieß es, kurz auf das Gepäck zu warten und im Anschluss das Mietfahrzeug in Empfang zu nehmen.Noch mal etwas unterschreiben, den Autoschlüssel entgegennehmen und schließlich den Wagen am Parkplatz abholen.
Als Wenigfahrer ist so eine Autofahrt für mich mit ein wenig Stress verbunden. Vielleicht hätte ich mich vorher mit den Besonderheiten des Wagens (es war ein Citröen C3) vertraut machen sollen.
Die Tatsache, dass ich offensichtlich zu dumm war, die Seitenspiegel einzustellen, hinderte mich allerdings nicht daran, im Anschluss eine positiv aufregende und entspannte Autofahrt nach Vallehermoso zu haben. Schon nach ein paar Kilometern zog mich die Schönheit der Insel mit ihren von dunklem Grün bewaldeten Vulkanhägen und Tälern in ihren Bann.
Ich war noch nie in Südamerika, aber so muss es sich ungefähr anfühlen. Im Radio dudelt die passende Musik dazu. 🎶Meine anfängliche Aufgeregtheit bezüglich des Autofahrens hier war unbegründet, zumindest wenn man langsam fährt, was gegeben ist, weil es die kurvige Strecke nicht hergibt und nie mehr als 50 km/h drin sind. So brauche ich für die 37 Kilometer mal locker ein gutes Stündchen, wenn nicht sogar eineinhalb.
Casita Santa Paz (Vallehermoso)
In Vallehermoso traf ich mich mit Maciej, der mich, nachdem ich kurz im örtlichen SPAR für das Wochenende eingekauft hatte, in Vertretung meines Gastgebers Krzysztof vorausfahrend auf meiner ersten Fahrt hinauf zur Casita Santa Paz, meiner Unterkunft für die nächsten 9 Tage, begleitete. Die Fahrt hat es in sich, die Straße ist echt eng, nur eine Fahrspur und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich alleine wieder runter traue.
Angekommen, weiß ich aber schnell, dass ich hier die nächsten Tage zur Ruhe kommen werde.Und man stelle sich vor. Es wachsen direkt vor der Tür Feigen auf einem Baum. 🙂
Die Eindrücke sind vielfältig, ich mache mir Essen und lausche dem BvB Netradio. Haben unsere Jungs mal wieder den Sieg aus der Hand gegeben… Das alles berührt mich heute aber eher weniger. Es ist hier wirklich stockdunkel sobald die Sonne untergegangen und das Licht aus ist. Abgesehen von einem Knacken hier und da ist es still. Ich schlafe wie ein Baby. Am nächsten Tag möchte ich mich mit der Umgebung vertraut machen und habe mir vorgenommen, eine Wanderung zum Hausberg, dem Roque Cano und später noch ein paar Besorgungen fürs Wochenende zu machen. Alles ohne Auto. So bleibt mir die nervenaufreibende Fahrt erstmal noch erspart. 😉
Roque Cano
Nachdem ich mich am nächsten Morgen auf den Weg gemacht habe, stelle ich fest, dass mich die letzten Tage nicht so geschlaucht haben, wie die ersten Kilometer dieser Tour und das trotz der Tatsache, dass ich in der letzten Zeit häufiger unterwegs war. Ein Kilometer ist doch nicht viel, möchte man meinen. Sauerland war allerdings gefühlt ein Kinderspiel dagegen. 🤣😂🤣
Die Konzentration aufrecht erhalten und gehen, mit einem gewissen Selbstbewußtsein die Schritte setzen, einen nach dem anderen, was mir immer dann sehr schwer fiel, wenn links und rechts des Weges der Abgrund lockte. Irgendwie wie im richtigen Leben, oder? 😂
Belohnt wurde ich mit atemberaubenden Ausblicken auf den nicht weniger imposanten Roque Blanco, den Roque Cano, das Meer und das akustisch mit Hupkonzerten untermalte Tal von Vallehermoso, wo ich nach dem Abstieg im örtlichen SPAR den Einkauf fürs Wochenende organisierte.
Das Bonus Level bestand anschließend darin, die Einkäufe den ca. 3 Kilometer langen Weg zur Casita hochzuschleppen. Das Gute daran: Der Kreis schließt sich. Der Weg zur/von der Casita erschien mir für eine Autofahrt nun weniger angsteinflößend.
Valle Gran Rey
Sonntäglicher Ausflug ins Valle Gran Rey.
Am nächsten Tag traue ich mich. Auf dem Weg runter nach Vallehermoso begegne ich einer Taxifahrerin, die sofort Platz macht. Ich finde das alles ganz schön aufregend. Irgendwann hab ich es dann geschafft.
Dann bin ich direkt falsch abgebogen und ein bis zwei Kilometer in die falsche Richtung gefahren. Also wieder zurück. 🙂
Unterwegs wieder ein Eindruck schöner als der andere, fast unmöglich mit einem Druck auf den Auslöser des Touchscreens meines Handys einzufangen. Nach 2/3 des Weges streife ich die nordwestliche Grenze des Parque de Garajonay, ein Ziel für die nächsten Tage. Die dichten Lorbeerwälder scheinen das Licht fast zu verschlucken, aber überall blitzt die Sonne durch und blendet mich. Schön, aber beim Autofahren gerade irgendwie unpassend. Eine Ziege kommt aus dem Nichts auf die Straße gesprungen. Das Auto vor mir bremst Gott sei Dank rechtzeitig.
Ein paar Fotostopps auf dem Weg nehme ich mit und das Tal des Guanchenkönigs Hupalupa lasse ich bei einem ausführlichen Spaziergang am Meer ausgiebig auf mich wirken.
Das Hippie-Flair ist mir heute verborgen geblieben und für den Markt war ich leider zu spät dran.
Schön war es trotzdem.
Ich beschließe, die Rückfahrt anzutreten.
In der Casita improvisiere ich eine Nudelsoße u. a. aus Tomaten, Knoblauch, Zwiebeln und Mojo Rojo und stelle fest, dass die mit Queso de cabra semicurado y ahumado (mittelreifer, geräucherter Ziegenkäse) wie Carbonara, oder was ich in meiner Erinnerung für Carbonara halte, schmeckt.
Heute bin ich eher müde und lasse es daher locker angehen. Versuche mich an Roland Emmerichs Moonfall und frage mich, was den Typen immer zu seinen Katastrophenfilmen treibt… der Film ist der letzte Schrott.
Später erstelle ich noch eine Tonaufnahme von dem Greifvogel, der hier irgendwo seine Schwingen ausgebreitet hat und die ich vielleicht auf die eine oder andere Art und Weise weiterverarbeiten kann.
Alto de Garajonay
Einen wunderschönen Rundumblick auf La Gomera konnte ich am nächsten Tag und bei bestem Wetter auf dem Alto de Garajonay erleben. Auch wenn die Wanderroute vom Parkplatz Pajarito nicht ganz meinen Erwartungen entsprach (ich hätte besser vom ca. 3 Kilometer nördlich gelegenen Parkplatz El Contadero starten sollen), da das Ziel nach nur etwas mehr als einem Kilometer, wenn auch stetig bergauf, erreicht wurde. Ein kleiner Teil des Weges führt mich dabei durch ein Stück Lorbeerwald, weiter oben wechselt er sich mit Heidelandschaft ab. Dieser Duft, einfach herrlich! 🙂
Auf dem Aussichtsplateau angekommen, tummeln sich bereits einige Besuchende und Wanderlustige. Leider dann kurze Zeit später auch die Art (natürlich eine Truppe Deutscher, überwiegend Frauen mit dem ach so lieblichen Dialekt), die die andächtige Stille wohl nicht ertragen können und mit ihrem lautstarken Kegelclubbenehmen kaputt machen müssen. Ansonsten spricht man Französisch, Spanisch und Niederländisch. Während dieses kurzen Fremdschämens esse ich mein Pausenbrot, mache ein paar Selfies und wäre dann eigentlich wieder aufgebrochen, wenn da nicht am Horizont etwas meine Aufmerksamkeit beansprucht hätte:
Weit höher, als die Berge La Gomeras sich am Horizont abzeichnen, gibt sich, zunächst nur schemenhaft, der Teide, das Wahrzeichen Teneriffas zu erkennen. Die Wolken verhindern zunächst eine klarere Sicht, aber meine Geduld und der zwischenzeitliche Wechsel des Standorts werden schließlich belohnt.
Ich mache mich auf den Weg zurück nach Vallehermoso. Auf der Straße fühle ich mich mittlerweile sicherer.
Auf dem Hinweg runter nach Vallehermoso gab es morgens sogar einen RTW-Einsatz. Einer älteren Dame ging es wohl so schlecht, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste. Es blieb mir also nichts weiter als zu warten.
Im örtlichen SPAR kaufe ich für die kommenden Tage ein und nehme mir später nach dem Essen die Zeit, dem Einbruch der Dunkelheit zu lauschen. Kanarienvögel und Wespen werkeln eifrig im Feigenbaum, ein Hund bellt in der Ferne, der Ruf des Greifvogels hallt zwischen den Felswänden, Grillen zirpen.
Urlaub.
Playa Vallehermoso
Eine Wanderung zum Meer oder…
Simplemente me sobreestimé!!!
Wenn Leichtsinn einen Namen hätte, hätte er gestern sicher wohl Olsen (ein neuer, mir zugedachter Spitzname) geheißen!!! Dabei weiß ich gar nicht so genau, wie ich in diese Situation geraten bin. Zuviel Vertrauen in die Technik, und meine eigenen Kräfte inklusive meiner nur mäßigen Sonnenverträglichkeit vermutlich!
Ich war von der Casita nach einem fürstlichen Frühstück erst gegen halb 11 Uhr zu Fuß Richtung Vallehermoso aufgebrochen. Ich hatte mir einen Ausflug zur Playa Vallehermoso vorgenommen und von dort aus sollte es zurück zunächst in südliche und anschließend in westlichhe Richtung nach Vallehermoso gehen.
Schon der Weg hinunter ins Tal war traumhaft und gewährte Einblicke in die Art und Weise, wie Landwirtschaft auf La Gomera betrieben wird. Und was hier alles wächst und gedeiht!
Im örtlichen Suma in Vallehermoso gönnte ich mir eine gekühlte Cola Zero und genoss die anschließende Wanderung durch das Barranco del Valle zum Meer.
The perfekt mimicry
Bis auf einen kleinen Wadenbeißer, der sich hinterlistig von hinten an mich anpirrschte und sich die kleine Hundeseele aus dem Leib kläffte sowie eine kleine Mülllkippe unterhalb der Straße, wo eigentlich der Wanderweg verlaufen sollte, störte nichts diese Idylle.
Am Meer angekommen, offenbarte sich der Blick auf den tosenden Atlantik, dessen Wellen sich an der steinigen Felsküste brachen. Ich schoß wie immer einige Bilder und fertigte eine Tonaufnahme vom Rauschen des Meeres an.
Schwimmen kann man übrigens dort nur in einem Schwimmbad, welches der Playa vorgelagert für geneigte Wasserratten gebaut wurde. Ich verbrachte eine ganze Weile dort und obwohl ich mich ein zweites Mal eincremte, ließ sich der Krafteinwirkung der Sonne auf meine Haut mangels Schatten so gut wie gar nicht ausweichen.
Ich machte mich also auf den, was ich vermeintlich für einen guten Rückweg erachtete. In Schlaufen ging es den Berg herauf und ich entfernte mich dabei immer weiter vom Meer.
Es offenbarte sich die nächste Bucht (Playa de La Sepultura) und wo es hoch geht, geht es dann irgendwann auch wieder runter und… leider auch wieder hoch.
Und das Beste:
Kein Internet und Handyempfang. 😂
(Mein Gastgeber, der sich aktuell nicht auf La Gomera aufhält und sich am Folgetag netterweise nach meinem Wohlbefinden erkundigte, spricht von Automation Bias und da hat er wohl leider recht!!!). Wir folgen meistens mehr der Logik der Maschine als unserem eigenen Verstand.
Ich erreichte irgendwann gegen 15:30 Uhr eine Siedlung im sogenannten Barranco de los Zarzales.
Weiter ging es wieder den Berg hoch, wo ich oben angekommen auf einen alten Bekannten traf…
Der Roque Blanco offenbarte sich mir von seiner anderen Seite.
Ich machte den Abstieg und dachte, mich dann wieder westlich in Richtung Vallehermoso bewegen zu können, aber da war nur die Straße, die für mich als Fußgänger zu gefährlich zu laufen gewesen wäre.Ich begegnete dem Greifvogel, der am Roque Cano seine Runden dreht und den ich täglich an der Casita hören konnte. Nur, dass ich ihn hier nun auch sehen konnte. Ich also wieder hoch, mit meinen Kräften am Ende.
Zweifelnd, ob ich nicht irgendwo falsch gegangen wäre, aber da führte kein Weg nach Westen. Die Komoot-App, die ich ansonsten praktikabel finde, quittierte das mit einem ständigen: „Falsche Bewegungsrichtung erkannt, wirf einen Blick auf die Karte.“.Ich beschloss, den Weg zurück zur Siedlung zu gehen, all meine nur spärlich vorhandenen Spanischkenntnisse zusammen zu nehmen und dort um Hilfe (Ruf eines Taxis) zu bitten, da ich kaum noch Kraft hatte und mein Wasservorrat zuneige ging. Zudem merkte ich, wie ich eine Gänsehaut bekam, was offensichtlich ein Zeichen für einen Sonnenbrand war.
Ich nutzte die erstbeste Gelegenheit und sprach einen alten Herren an, den ich in einer Haustür sitzen sah. Ich sagte ihm, dass ich ein Taxi benötigte. Er antwortete mir, er wisse die Nummer nicht. Seine Frau schilderte mir in vielen Worten, dass hier kein Taxi fahre und ich (glaubte ich zumindest verstanden zu haben), unten bei einer gewissen Mathilde nachfragen solle.
Der Opi wies immer nach oben und ich dachte mir nur, dass ich auf keinen Fall nochmal den Weg hochlaufen werde.Ich ging weiter zur Siedlung, die mir nicht so weit weg erschien, wie sie es dann doch noch war. Mein Klopfen an einem Haus (Casa rural Las Palmeras), welches wohl auch Touristen beherbergt, blieb unbeantwortet. Weiter oben in der terassenförmig angelegten Siedlung hörte ich Radiomusik aus einer Garage erklingen.
Ich stand davor und rief: ¡Hola! Ich erklärte einer Dame um die 60 mein Anliegen, die umgehend ihren Mann dazu holte. Er verschwand kurz durch die Garage ins Haus, kam dann wieder und bemühte sein Telefon. Er erklärte, dass ein Taxi auf dem Weg sei.
Erleichterung machte sich in mir breit, denn ich hatte meine Felle schon davon schwimmen sehen.Die Zeit bis zu dessen Eintreffen verbrachte ich damit, dem Mann beim Säubern von Mangos zuzusehen, die er in einer Schüssel wusch. Ich bekam auch eine angeboten. Da ich, abgesehen von deren Verarbeitung in einem Mango Lassi, wenig Erfahrung mit derlei Früchten habe, biss ich herzhaft hinein. Viel Flüssigkeit, aber auch viele Fasern zwischen meinen Zähnen. 🤣
Außerdem machte ich Bekanntschaft mit einem totaaaaal süßen Hund, den ich am liebsten adoptiert hätte und der zwar zaghaft, aber doch sehr interessiert an meinen Fingern schnüffelte und leckte.
Schließlich kam das Taxi. Ich bedankte mich artig. Der Fahrer und ich verständigten uns darüber, wo meine Unterkunft sei und wie lange ich schon auf der Insel sei und wann ich wieder abreisen würde. Er signalisierte mir, dass er mich nur nach Vallehermoso bringen könne.
Als ich wieder Internet und Zugriff auf DeepL hatte, sagte ich zu ihm auf Spanisch:
Simplemente me sobreestimé!!!
Wir lachten beide.
Er ließ mich an der Disa Tankstelle raus, wo es zur Casita Santa Paz geht. Und wollte nur 10 Euro für die Fahrt!!! Ich machte noch einen Abstecher in den SPAR und kaufte eine Flasche Cruzcampos, die ich mir nach so einem Tag heute gönnen wollte. Um 18:15 Uhr war ich dann schließlich nach insgesamt 17 Fußkilometern wieder an der Casita angelangt.
Geduscht, mit meiner Liebsten telefoniert, Essen gekocht und dann gegen 22 Uhr in einen tiefen Schlaf gefallen.
Am nächsten Tag gönnte ich mir einfach eine Pause und ließ einfach die Seele baumeln. Bis auf eine Begegnung mit einer Kanareneidechse und ein paar Kanarienvögeln hatte ich einfach himmlische Ruhe.
Mirador de Abrante
Am Folgetag ging es dann zum Mirador de Abrante. Es handelt sich dabei um einen glasumrahmten Skywalk, wie es ihn zum Beispiel auch am Grand Canyon West gibt.
Auf dieser Aussichtsplattform kann man durch den Glasboden auf das 400 Meter tiefer gelegene Dorf Agulo schauen. Die 17 Kilometer lange schöne und aussichtsreiche Panoramafahrt entlang der steilen Nordküste führte mich nochmal an die Stelle, wo ich vorgestern kläglich an der Straße gestrandet war. Dabei ist mir noch mal deutlich geworden, dass es eine vernünftige Entscheidung war, umzukehren, denn ich hätte die verbleibende Strecke wahrscheinlich nicht geschafft, geschweige denn, dass es einen sicheren Weg durch die zwei zu durchquerenden Barrancos gegeben hätte.Und das für eine Strecke, die mit dem Auto 2,5 km lang gewesen wäre. Alternative Route zu Fuß: 9 Stunden! Und eine interessante Streckenführung, die mir Google Maps anzeigt 🤣😂🤣
Aber das ist Gott sei Dank Schnee von gestern…
Der Weg zum Mirador führt auf den letzten 2 Kilometern über eine enge Straße, die zeitweise nur von einem Auto befahren werden kann. Es gibt aber genügend Buchten, wo man für den Gegenverkehr Platz machen kann.
Erstaunlicherweise fällt es mir selbst als hochhauserprobter Reisender nicht leicht, die gläserne Plattform zu beschreiten und es dauert einige Zeit, bis ich mich überwunden habe.
Die Aussicht ist wirklich spektakulär. Auch hat man eine astreine Sicht auf den Teide auf Teneriffa. Rund um die Anlage mit ihrer rötlichen Bodenfärbung mutet es an, als sei man auf dem Mars. Einziger Wermutstropfen: Die Toilette ist defekt. Und ich muss natürlich (was auch sonst) dringend pinkeln 🤣😂🤣. Immerhin konnte ich nun den Beweis erbringen, dass es sehr wohl Wasser auf dem Mars gibt 😂😂😂.
Ich mache mich auf den Rückweg und kaufe in Vallehermoso im SPAR noch etwas ein.Damit sollte ich bis Samstag Morgen hinkommen.
Ich werde den Rest des Tages wieder ‚chillen‘, wie man auf neudeutsch sagt, denn in den Abgrund zu schauen könnte in einem anderen Teil der Welt definitiv schlimmer sein und bekommt hier gleich eine komplett neue, soll heißen positiv konnotierte Bedeutung. 😂Morgen wird mein letzter ganzer Tag auf der Insel sein. Vielleicht werde ich den Tag noch für eine Wanderung nutzen. Dann hoffentlich, ohne mich dabei in eine dumme Situation zu bringen 😜
Baja de Los Roques
Mein abschließender Ausflug führte mich heute zur Baja de Los Roques. Und es mangelte wie üblich nicht an Spannung, denn Olafur Olsen Mathildason zieht diese offensichtlich magisch an 😂🤣😂.
Zunächst verfranse ich mich auf dem 17 Kilometer langen Weg mit dem Auto, weil das Navi meint, ich müsse links abbiegen, statt weiter gerade aus zu fahren, was mich durch das Gebiet des Nationalparks und der mit Lorbeerbäumen gesäumten Straße führt.
Nachdem ich diesen Fehler korrigiert habe und mich wieder auf dem richtigen Weg befinde, wird es nicht weniger abenteuerlich, denn kurz nachdem ich die Hauptstraße verlasse, fahre ich für mehrere Kilometer an einer Küstenstraße entlang, die zu meiner Linken anfänglich noch gut gesichert, allerdings, von Steinen nur so gesäumt ist.
Das geht so ungefähr 3 km, was bei so einer Strecke echt eine lange Zeit ist und danach geht es eine weniger gesicherte Straße hinunter nach Guillama.
Ich stelle den Wagen ab und mache mich auf den Weg zu einer 2,5 km langen Wanderung, die es aber in sich hat und die gar nicht mal so leicht ist, wie es die Komoot App behauptet.
Auf dem Weg hinunter zum Meer ist es auf dem Geröllweg oftmals ziemlich rutschig und gut begehbar sieht für mich anders aus.
Ich komme an einer in den Stein gehauenen „Hütte“ vorbei, vor der surreal eine Bank und ein Tisch aufgebaut sind und die sicherlich dafür gedacht ist, sich vor einem Unwetter in Sicherheit zu bringen, oder sei es auch nur, um für einen Moment der gleißenden Sonne zu entgehen.
Ich setze mich an den Tisch und mache eine Tonaufnahme vom Meer, wie später auch noch unten direkt am „Strand“. Außerdem viele Fotos von der wunderschönen, menschenleeren Bucht und der eigentlichen Attraktion… Den Roques, die majestätisch den Wellen trotzen.
Der Weg zu selbigen gestaltet sich zwischenzeitlich recht abenteuerlich, da ich zunächst nicht glauben kann, dass er die großen Steine entlang führen soll. 😉 Doch das tut er.
Ich komme den Roques dabei immer näher.
Dann eine Kletterpartie, um wieder auf den eigentlichen Wanderweg zu kommen, der stetig nach oben führt.
Irgendwann habe ich es geschafft und mache an der Marienstatue kurz eine Pause, beobachte einen aus der Zeit gefallenen Althippie, der an den beiden Autos am defekten Cola-Automaten umhersträunt und einen etwas desorientierten Eindruck macht.
Die Rückfahrt macht, dank fehlenden Internets richtige Freude. Aber ich verfahre mich nicht und finde auf Anhieb den richtigen Weg.
Gegen 17 Uhr komme ich wieder an der Casita an, nachdem ich vorher noch im Suma eine Cola Zero gekauft und mich von dem Ort Vallehermoso verabschiedet habe.
Es folgen Rucksack packen, Essen machen, aufräumen, morgen früh um 8 Uhr ist Abreise.
Ich freue mich auf meine Liebsten zuhause.
Rückreise
Am Abreisetag verläuft alles wie am Schnürchen.
Ich verlasse die Casita gegen 7:45 Uhr in einem passablen Zustand und entsorge den Müll in einer Tonne gleich auf dem Weg runter ins Tal, so dass ich direkt nach San Sebastian durchfahren kann, wo ich den Wagen wieder auftanken lasse, ihn auf dem Parkplatz abstelle (nicht ohne vorher noch das Auto von allen Seiten zu fotografieren) und die Autoschlüssel dann ganz unromantisch in einen Briefkasten vor dem Büro von Avis werfe.
Ich überbrücke die Wartezeit bis zur Abfahrt der Fähre um 11 Uhr und mache kurz Bekanntschaft mit einem deutschen Paar mit Kind, welches sich offensichtlich nicht traut, sein Gepäck in einem der Gepäckwagen unterzubringen.
Ich empfinde sie als unhöflich, denn obwohl sie so auftreten, als seien sie etwas Besseres, beherrschen sie anscheinend keine Höflichkeitsregeln. Der Mann, der mich anspricht, weil er sich wohl von mir eindeutigere Informationen erhofft, hält es im Anschluss offensichtlich nicht mehr für nötig, freundlich mir gegenüber aufzutreten.
Kein Danke, kein gar nichts! Arschloch!
In der Clase Oro werde ich nicht bedient
Also gehe ich zum Tresen und manage dieses selbst. Erst bei der zweiten Bestellung funktioniert das…
In Los Cristianos angekommen, geht es auf altbekannten Wegen zurück zum Busterminal, wo ich nach kurzer Wartezeit in den Shuttlebus Nummer 40 steige. Nun heißt es am Flughafen die Zeit totschlagen.
Nachdem ich mein Gepäck eingecheckt und die Sicherheitsschleusen absolviert habe, führe ich noch eine sehr interessante Unterhaltung mit Paul, einem 60-jährigen Engländer aus Peterborough, der nach Teneriffa gekommen war, um den 70 Geburtstag seiner Schwester zu feiern. Die Inhalte des Gespräches kreisten um Themen wie Errungenschaften des Ingenieurswesens, die Ähnlichkeiten zwischen Deutsch und Englisch, Musik und ähnlichem.
Sehr kurzweilig, das Ganze, bevor ich mich dann irgendwann um kurz nach 16 Uhr zu meinem Gate aufmachte.
Wir starteten eine halbe Stunde später als geplant und TUIfly hätte besser mal seinen Vorrat an Muffins aufstocken sollen. Denn als ich beschließe eine Combo bestehend aus Kaffee und Schokomuffin zu bestellen, ist natürlich keiner mehr da… Netterweise sind meine Sitznachbarn bereit, selbst nur einen zu bestellen und mir den anderen zu überlassen 🙂
Wir landen pünktlich um 22:45 Uhr in Düsseldorf, wo eine der Stewardessen kommentiert, dass wie immer an diesem Flughafen zu wenig Busse zur Verfügung stünden und wir uns deshalb noch ein bisschen gedulden müssten, bevor wir die Maschine verlassen könnten.
Willkommen zuhause
Das ist leider erst der Anfang eines nicht ganz so schönen Weges zurück nach Dortmund .
Von 4 Pissoirs sind 2 defekt, dann Doppelbelegung des Gepäckbandes, welches mit Koffern aus Amsterdam beladen ist, die von niemandem abgeholt werden…
Es riecht nach Schwelbrand… Ich seh mich hier schon übernachten…
Nach 1 3/4 Stunden habe ich dann endlich meinen Rucksack. Der Sky Train fährt in 2 Minuten. Perfekt! Am Flughafen-Bahnhof folgt ein spontaner Gleiswechsel von 3 auf 1. Ich sehe den Zug nach Dortmund einfahren, als ich gerade die Treppe runter laufe… Nur ein Gespann. Er hält so weit vorne, dass ich noch ’nen Spurt einlegen muss. Im Zug stinkt es nach Pisse. Mir gegenüber sitzt ein Typ, der an seinen Fingernägeln kaut… Gott sei Dank steigt der in Duisburg aus.
In Dortmund am Bahnhof angekommen zeichnet sich das selbe Bild. Menschen, die vermutlich nie eine anständige Erziehung genossen haben, was der nur marginal Deutsch sprechende Taxifahrer mit „überflüssig“ kommentiert.
Um 2:15 Uhr komme ich in den frühen Morgenstunden erschöpft zu Hause an.
Epilog
Meine Reise nach La Gomera ist sicherlich eine Urlaubsreise, von der ich noch lange zehren werde.
In der Woche nach meiner Rückkehr habe ich eigentlich noch Urlaub und hatte gehofft, diese gemütlich mit meiner Freundin und unserer Hündin Wanja zu begehen.
Leider habe ich von der Reise ein kleines ‚Souvenir‘ mitgebracht. Corona, meine erste Infektion damit, von der wir uns nun leider beide erholen müssen.
Nachdem wir uns beide halbwegs erholt haben, müssen wir uns zwei Wochen später leider von unserer Wanja verabschieden, die nach einem langen und hoffentlich schönem Leben nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen kann… sie wird uns fehlen.
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