„Viele Bäche und doch nur ein R(h)einfall“ (Ausflug nach Köln/ Spaziergang Altstadt Süd)

Es scheint so, als müsse man erst ein halbes Jahrhundert plus alt werden, um festzustellen, dass die Fantasie der Realität mitnichten standhalten kann. So wie heute geschehen bei einem Ausflug nach Köln.

"Viele Bäche und doch nur ein R(h)einfall" (Ausflug nach Köln/ Spaziergang Altstadt Süd)

"Viele Bäche und doch nur ein R(h)einfall" (Ausflug nach Köln/ Spaziergang Altstadt Süd)
"Viele Bäche und doch nur ein R(h)einfall" (Ausflug nach Köln/ Spaziergang Altstadt Süd)

Ursprünglich waren für meine Zeit hier Dom-Aufstieg und Spaziergang am Rhein geplant.
Nachdem ich aber kurz nach der Ankunft am Kölner Hbf die Atmosphäre an der Domplatte geatmet und in der Fußgängerzone die Starbucks der modernen Süßwarenwelt bestaunt habe, entscheide ich mich zu einem kleinen Spaziergang abseits ausgetretener Pfade.

Es geht auf Spurensuche in die südliche Altstadt.

"Viele Bäche und doch nur ein R(h)einfall" (Ausflug nach Köln/ Spaziergang Altstadt Süd)

Vorbei an hässlichen Häusern und Straßennamen die täuschenderweise so klingen, als sei man gerade irgendwo an der Mosel, in der Eifel oder in einer schönen Gegend sonstwo unterwegs… Als müsse man nur lang genug darauf warten, dass einem die Dame im Café gleich die Monschauer Dütchen nebst Cappuccino serviert…

Aber sie kommt nicht!

Aver mir sin jo he in Kölle!

Und auch die Poststraße findet sich hier. Wenn der Postmann keinmal klingelt. Irgendwie passend! Im übertragenen Sinne, versteht sich!

Andere Straßen hier tragen oft zusammengesetzte Bezeichnungen, die auf dem Wort Bach enden (Blaubach, Weidenbach… ).

Und wo geht’s hier bitte schön zum Priester:innenseminar?

Wo wir gerade dabei sind…:

Wie immer, wenn ich unterwegs bin, macht sich meine Blase bemerkbar und ich bin geneigt, mich im Park, den ich passiere, zu entledigen. Da ich aber nicht zum öffentlichen Ärgernis werden möchte, lasse ich das und beschieße zu gegebener Zeit eine Petition an die Städte Köln und Düsseldorf für mehr öffentliche Toiletten zu übermitteln.

Frei nach dem Motto:

Pott statt Starbucks! 😀

Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Ich passiere eine Gaststätte namens ‚Im kleinen Finanzamt‘. Dahinter befindet sich ein heruntergekommenes Gebäude, das tatsächlich einst als Wirkungsstätte für Finanzbeamte gedient haben könnte oder es vielleicht immer noch tut? Ist mir prinzipiell auch egal, solange nur die richtigen Leute einen Versäumniszuschlag entrichten müssen 😉

Ich gehe ein Stück die Straße hinunter, passiere Straßenbahnschienen und dann plötzlich.. wäre ich fast daran vorbeigerannt…

Ein Straßenschild… Der Straßenname endet auf… Ihr habt es erraten… 🙂

Ich erspähe die Ziffern 3/5 an der Hauswand neben der Eingangstür und bin ehrlich gesagt kurz enttäuscht.

"Viele Bäche und doch nur ein R(h)einfall" (Ausflug nach Köln/ Spaziergang Altstadt Süd)
"Viele Bäche und doch nur ein R(h)einfall" (Ausflug nach Köln/ Spaziergang Altstadt Süd)

Ist er das? Ist das der Ort, an dem alles begonnen haben soll?

Oder war es doch eher beim Rudelbumsen mit den Kollegen in der Taxizentrale, wie man es Mutter (R.I.P.) damals vor Gericht nahelegen wollte?

Nein, denn das konnte aufgrund eindeutiger Laborergebnisse verneint werden, auch wenn diese und nachfolgende Präsumtion(en) Fragen hinsichtlich der ethisch-moralischen Integrität der gegnerischen Partei beim geneigten Leser aufwerfen dürften und es bei mir im weiteren Verlauf der Geschichte auch getan haben.

Aussagen wie:

Es geht für mich um 18 Jahre… oder Wenn ich mir deine Schulnoten so ansehe, dann solltest du besser eine Ausbildung machen oder sinngemäß, dass soziale Arbeit keine Zukunft habe. Während die Person sich in der Gegenwart im Rahmen ehrenamtlicher Seniorenarbeit nach außen als mildtätige, gottgefällige Person darstellt. Das Schlimmste aber:

Der Mutter damals die Abtreibung nahegelegt zu haben (ja, Deine Briefe habe ich als Jugendlicher gefunden).

Behauptungen, dass man es nur auf das Geld des anderen abgesehen habe, weil man von sich selbst ausgeht. Sich einen Anwalt nimmt, um sich in eine vorteilhafte Position zu bringen, es dem anderen aber nicht zugestehen möchte, sich gegen eine Übervorteilung zur Wehr zu setzen.

In der Psychologie nennt man das Projektion.

Ob da das große Seelenheil damit nicht in weite Ferne rückt?

Nun gut. Wir alle wissen, dass eine sinnvolle Beschäftigung im Post-Erwerbsleben (schon wieder so ein Wortwitz) lebensverlängernd sein und man sich zunächst vor Zahlungen und weiteren unangenehmen Dingen schützen kann. Aber der Moment, so lehrt es uns die Geschichte, währt nicht ewig. 🙂

Zurück zu dem Bild, was sich mir heute bietet:

Etwas mehr Stil hatte ich dann irgendwo schon erwartet, was mir einmal mehr zeigt, dass der edle Buddha recht damit hatte, dass man sich zu oft von falschen Vorstellungen und Annahmen leiten lässt und damit Leid erfährt und auch verursacht. Dazu gehört es auch, von sich auf andere zu schließen, ohne dies in der direkten Kommunikation (und nicht in Form von Briefen) mit seinem Gegenüber erörtert zu haben und gewisse Erwägungen in seine Beurteilung mit einzubeziehen.

Ich habe mich damals dazu leider nicht in der Lage gefühlt und war offensichtlich auch zu dumm, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich waren.

Ich laufe noch die Straße ab, an einer Bäckerei vorbei und kaufe im Kiosk bei am Eifelplatz bei einer netten Dame eine Packung Kaugummi, um den schlechten Geschmack im Mund loszuwerden.

Mehr gibt es hier nicht zu sehen und damit kann ich gut leben.

Und auch wenn das gerade anders geklungen haben mag:

Vor dem Hintergrund dessen, was ich über mich und die Dinge des Lebens herausgefunden habe, hege ich keinen Groll.

Ich durchschreite nochmal die Straße der nie da gewesenen Erinnerungen, die vor langer Zeit im Auktionshaus gegenüber der Hausnummer 3/5 unter den Hammer gekommen sind und mache mich auf den Rückweg zum Bahnhof.

Köln/Dortmund, den 20.05.2023

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